Veranstaltungen im Januar/Februar 2019
Altes Rathaus, Göttingen
KaZett und Kabarett
Widerworte in brauner Zeit
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.
Eckhard Radau und Bernd Düring erzählen die Geschichte des deutschsprachigen Kabaretts in den Jahren 1933–1939.
Außergewöhnliches haben die Kabarettistinnen und Kabarettisten in diesen Jahren geschafft: nicht nur grandiose literarische Texte geschrieben, sondern auch Widerstand gegen die Nazis geleistet. Jeder Auftritt bedeutete Gefahr für die eigene Existenz. Jeder Satz konnte zur Verhaftung führen. Deshalb wurde in den Kabaretts nicht mit dem Holzhammer gearbeitet, sondern mit feinsten Nadelstichen. Nach einem spielfreien Tag sagte Werner Finck beispielsweise: „Gestern waren wir zu. Heute sind wir offen. Wenn wir aber heute zu offen sind, dann sind wir Morgen wieder zu.“
Kino Lumière, Geismar Landstr. 19, Göttingen
„My Two Polish Loves“ (OmU)
Dokumentarfilm und Gespräch mit den Filmemacherinnen Tali Tiller und Magda Wystub
Veranstaltet von [femko] in Kooperation mit dem Kino Lumière
Tali begibt sich auf eine bewegende Reise in die polnische Stadt Lodz, um den Spuren ihrer persönlichen und familiären Geschichte nachzugehen.
Im Zentrum stehen ihre in Polen aufgewachsene Partnerin Magda und ihre Großmutter Silvia, eine Holocaust-Überlebende, deren Stimme und Erinnerungen die beiden begleiten. Während sie auf der Suche nach lang vergessenen Straßennamen Lodz durchwandern und das ehemalige Ghetto besuchen, entdecken Tali und Magda überraschende Übereinstimmungen in ihrem polnischen Erbe.
Der Film geht der Frage nach, wie Erinnerungen an Holocaust und Krieg von Frauen erlebt, erzählt und weitergegeben werden.
Altes Rathaus, Markt 9, Göttingen
Amon — mein Großvater hätte mich erschossen
Lesung und Diskussion mit Jennifer Teege
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen
Jennifer Teege erfährt mit 38 Jahren durch einen Zufall, wer sie ist. In einer Bibliothek findet sie ein Buch über ihre Mutter und ihren Großvater Amon Göth. Millionen Menschen kennen Göths Geschichte. Göth war verantwortlich für den Tod tausender Menschen und wurde 1946 gehängt. Jennifer Teege ist die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers. Gemeinsam mit der Journalistin Nikola Sellmair recherchiert sie ihre Familiengeschichte. Schritt für Schritt wird aus dem Schock über die Abgründe der eigenen Familie die Geschichte einer Befreiung.
Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“ in der BBS II, Godehardstraße 11, Göttingen
Geschichte erforschen mit dem Museumskoffer
Workshop für Alle
Referentin: Annika Fischer
Voranmeldung:E-Mail: info@zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu oder
telefonisch unter 0551 /29 34 69 01
Veranstaltet von der Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit in Südniedersachsen 1939-1945“ und Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Die Teilnehmer*innen erforschen den Inhalt verschiedener Koffer zum Thema Zwangsarbeit. Um die enthaltenen Gegenstände, Fotos, Dokumente zu entschlüsseln, nutzen sie alle Elemente der Ausstellung. Die Einzelrecherchen fügen sich anschließend zu einem umfassenden historischen Gesamtbild zusammen. Sie lernen, wie allgegenwärtig und vielgestaltig Zwangsarbeit war. Rassismus, Antisemitismus und Kriegswirtschaft als Grundlagen der NS-Zwangsarbeit werden ebenso angesprochen wie Fragen der Verantwortung, Erinnerung und Entschädigung nach 1945.
Café Kollektiv Kabale, Geismar Landstr. 19, Göttingen
Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust
Buchvorstellung mit Steffen Hänschen
Veranstaltet vom Bildungswerk ver.di
Die übergroße Mehrheit der Jüdinnen und Juden, die Ende 1941 auf dem Gebiet des Deutschen Reichs lebten, wurde im Laufe des Jahrs 1942 „nach Osten“ deportiert und ermordet. Der Distrikt Lublin im Generalgouvernement war eines der Hauptziele der Deportationen. Bis Juni 1942 wurden die Deportierten jedoch nicht sofort in den Mordlagern der „Aktion Reinhardt“ (Belzec, Sobibor und Treblinka) getötet, sondern auf sogenannte Transitghettos verteilt. Die Bedingungen, mit denen die Deportierten in den Transitghettos konfrontiert wurden, waren katastrophal. Viele starben an Unterernährung, den ungenügenden hygienischen Zuständen oder aufgrund von Repressalien. Das größte Transitghetto befand sich in Izbica. In den Ort wurden fast 20.000 Juden aus sechs verschiedenen europäischen Ländern verschleppt. Parallel zu ihrer Ankunft begannen die Verschleppungen in die Mordlager Sobibor und Belzec. Im Herbst 1942, ein halbes Jahr nach den ersten Deportationen in die Transitghettos waren diese bereits aufgelöst und die Bewohner ermordet.
Im Zentrum des Buches stehen die Deportationen nach Izbica, das Geschehen am Ort sowie die Nachkriegsverfahren gegen deutsche Täter und polnische Kollaborateure.
Der Autor präsentiert die Ergebnisse seiner Forschung über diese bisher kaum bekannte Phase des deutschen Mords an den Juden Europas.
Begegnungszentrum „Löwenstein“, Rote Str. 28, Göttingen
„Wo man Bücher verbrennt …“
Lesung mit Hinrich Lange und Gena Alcorta-Fleischmann
Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus Göttingen
„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“.
Dieses Zitat Heinrich Heines aus seiner Tragödie Almansor (1821, erschienen 1823) behandelt eine Verbrennung des Korans nach der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter. Heines Zitat wird allerdings als prophetisch für die Bücherverbrennung im Mai und Juni 1933 im nationalsozialistischen Deutschland angesehen.
Foyer des Landkreises Göttingen, Reinhäuser Landstr. 4, Göttingen
„Der Holocaust in den Augen der Künstler — der Schmerz bleibt haften“
Ausstellung
Veranstaltet von der Kuratorin Lea Sorina in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Angerstraße und der Projektwerkstatt „Spurensuche“
Gemälde und Zeichnungen der Opfer des Holocaust — Beweise für die Unmenschlichkeit und Barbarei, für das Leiden der Menschen in den Ghettos und Konzentrationslagern – sind auf Papier übermittelte Schmerzensschreie. Gleichzeitig stellen diese Werke ein Mittel dar, sich jeder Form von Gewalt zu widersetzen, sie bekräftigen die Liebe zum Leben, hoffen auf das Überleben und appellieren an unsere Menschlichkeit. Gezeigt werden Werke von Künstlern und Künstlerinnen, die in den Konzentrationslagern ums Leben gekommen sind oder den Holocaust überlebt und diesen dann mit ihrem persönlichen Erleben im Bild festgehalten haben.
YLAB — Geisteswissenschaftliches Schülerlabor der Universität Göttingen, Friedländer Weg 2, Göttingen
Was konnten / können sie tun? Widerstand leisten!
Referentin: Dr. Frauke Geyken, Historikerin
Anmeldung bis 10. Januar 201919 unter bildung@amnesty-goettingen.de
Veranstaltet von amnesty international Göttingen in Kooperation mit dem YLAB
In dem Workshop nähern wir uns durch vielfältige Quellen dem komplexen Thema Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Was ist eigentlich Widerstand? Wer war beteiligt? Welche Formen kann Widerstand annehmen? Ist das Verteilen kritischer Postkarten ebenso als Widerstand zu werten wie das Attentat vom 20. Juli 1944? Warum wurden die WiderstandskämpferInnen nach 1945 von vielen als Verräter bezeichnet? Dieser Vorwurf taucht heute wieder auf und leitet den Blick in die Gegenwart: Wo kann ich, wo will ich heute Widerstand leisten? Unter welchen Bedingungen geschieht dies hier und in anderen Ländern?
St. Paulus, Wilhelm-Weber-Str. 15, Göttingen
Gedenkkonzert des Projektchores Synagogalmusik 2018/19 zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Musikalische Leitung: Carolin Hlusiak, Göttingen, und Daniel Kempin, Kantor im Egalitärer Minjan in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt/M
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.
Treffpunkt: Aula der Universität, Wilhelmsplatz 1, Göttingen
Geschichte Göttingens im Nationalsozialismus
Ein Stadtteilrundgang im Albani Stadtviertel
Der Rundgang wird geleitet von Frauke Klinge und Jörg Janßen
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen
Mit diesem Stadtrundgang möchte die Geschichtswerkstatt Göttingen einen Einblick in den Alltag der Göttinger Bevölkerung zur Zeit des Nationalsozialismus vermitteln. Anhand von ausgewählten Themen richten wir den Blick nicht nur auf die Opfer von Entrechtung, Verfolgung und Deportation, sondern auch auf die Täter und Täterinnen vor Ort. Stationen des Rundgangs werden u.a. die Göttinger Universität im Nationalsozialismus, die Situation an den Schulen, die Bedeutung der NS-Zwangsarbeit und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung sein.
Altes Rathaus, Markt 9, Göttingen
Wenn die Shoah zum Vogelschiss erklärt wird
Erinnern in Zeiten des Rechtsrucks
Veranstaltet vom Bündnis zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Heute ist mit der AFD eine rechtsradikale und geschichtsrevisionistische Partei im deutschen Bundestag vertreten. Ihr Fraktionsvorsitzender Alexander Gauland bezeichnet „Hitler und die Nazis“ als einen „Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“. Überlebende des KZ Bergen-Belsen verwahren sich gegen die Beteiligung eben dieser AFD im Stiftungsrat der niedersächsischen Gedenkstätten. Während sich das gesellschaftspolitische Klima immer weiter nach rechts verschiebt, rückt der Zeitpunkt näher, an dem keine Überlebenden des NS-Terrors mehr berichten können. Was folgt daraus? Wie kann sich Erinnerungspolitik dem Rechtsruck entgegen stellen?
Müssen Gedenkstätten aufgrund dieser politischen Dynamik zu aktiven politischen Akteurinnen avancieren?
Wir diskutieren mit der Schriftstellerin und Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano, dem ehem. Leiter der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten Prof. Habbo Knoch und der Historikerin und Publizistin Cornelia Siebeck.
Treffpunkt: KZ-Gedenkstätte Moringen, Lange Str. 58, Moringen
Von der Demokratie zur Diktatur — Das Männer-KZ Moringen.
Führung mit Hans Helms
Anmeldung: Tel. 0 55 54 - 25 20
info@gedenkstaette-moringen.de
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen
Am 11. April 1933 richteten die Nationalsozialisten in Moringen ein Konzentrationslager ein. Es gehörte zu den ersten Repressionsinstrumenten der sich etablierenden NS-Diktatur. Bei den Häftlingen handelte es sich um Männer aus der Arbeiterbewegung und der politischen Linken. Sie stammten aus dem norddeutschen Raum, viele auch aus der Region zwischen Leine und Harz. Im Juni 1933 traten Häftlinge in einen Hungerstreik. Damit wollten sie nicht nur gegen die Bedingungen der Haft demonstrieren, sondern auch auf die Gesetzlosigkeit der Haft selbst hinweisen und zugleich ein rechtsstaatliches Verfahren anmahnen.