Veranstaltungen im Januar 2018
Gemeindehaus St. Paulus, Wilhelm-Weber-Str. 15, Göttingen
„Nach dem Tod wird niemand über uns sprechen“
Überlebende des Holocaust im Baltikum
Ein Erzählcafé mit Hanna und Wolf Middelmann, moderiert durch Dr. Hartmut Wolter
Veranstaltet von der Freien Altenarbeit e.V.
Zu Gast ist das Göttinger Ehepaar Hanna (Jg. 1937, Fluchtvergangenheit) und Wolfgang Middelmann (Jg. 1932, Erlebnisse als Hitlerjunge). Sie erzählen von ihren 46 Reisen, die sie innerhalb von 20 Jahren zu den noch etwa 140 Holocaust-Überlebenden ins Baltikum zogen. Dort bekamen sie tiefe, bewegende Einblicke in die Kriegs- und Nachkriegszeit und schlossen beglückende Freundschaften. Sie berichten, wie sie den dort lebenden Menschen in ihrer oft schwierigen politischen, wirtschaftlichen und menschlichen Situation helfen. Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit den Besucher*innen.
Café Kollektiv Kabale, Geismar Landstraße 19, Göttingen
Unbequeme Opfer? „Berufsverbrecher“ als Häftlinge im KZ Sachsenhausen
Ein Vortrag mit Dr. Dagmar Lieske
Veranstaltet von der OLAfA – Offene Linke Alles für Alle
Zwischen 1933 und 1945 wurden mehrere Zehntausend Menschen von der Kriminalpolizei zu „Berufsverbrechern“ erklärt und in Konzentrationslager eingewiesen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges blieben die Schicksale dieser Häftlingsgruppe nahezu unbeachtet, vielmehr sahen sich die Überlebenden häufig mit einer zweiten Stigmatisierung konfrontiert. Eine juristische Anerkennung als Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik bleibt bis heute ebenso aus, wie der Einbezug in die Erinnerungs- und Gedenkkultur.
Der Vortrag gibt anhand von Fallbeispielen einen Einblick in die Verfolgungspraxis und stellt Erklärungsansätze für die jahrzehntelange Ignoranz gegenüber dieser Facette der NS-Verbrechen vor.
Weiterlesen ...Kino Lumière, Geismar Landstr. 19, Göttingen
#uploading_holocaust
Eine Filmvorführung mit Vortrag und Diskussion
Veranstaltet von der Gruppe f_act — feminist action
Der Dokumentarfilm #uploading_holocaust zeigt das von israelischen Jugendlichen selbstgedrehte Filmmaterial ihrer „Reise nach Polen“, einer alljährlichen Gedenkstättenfahrt in ehemalige Konzentrationslager. Ohne das Material zu kommentieren, stellt der Film die Fragen: „Wie geht erinnern heute?“ und „Findet durch die Fahrten eine 'Retraumatisierung' des israelischen Volkes statt? Wie kann so das Vergangene 'bewältigt' werden?“ Die aufgeworfenen Themen erinnern an Aspekte der spezifisch deutschen „Schlussstrichdebatte“ innerhalb einer höchst problematischen Erinnerungskultur, in der meist nur erinnert werden soll, um endlich zu vergessen und wieder „gut werden“ zu können.
Der Politikwissenschaflter und Antisemitismusforscher Marc Schwietring wird diesen und weiteren Fragen deutscher und israelischer Erinnerungskultur in einem anschließenden Vortrag nachgehen.
Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Die Ordnungspolizei — ihre Verbrechen in Italien (1943 bis 1945) und an anderen Orten
Vortrag und Diskussion
Veranstaltet von NS-Familien-Geschichte: hinterfragen – erforschen – aufklären e.V.
Die Recherche der Referentin unseres Vereins begann mit einem Fotoalbum aus dem Krieg, ein paar Ortsnamen und einigen Familienerzählungen. In ihrem Vortrag erzählt sie davon, an welche Orte ihre Spurensuche sie geführt hat. Anhand einiger Beispiele berichtet sie von den „Bandenbekämpfungsaktionen“ des 15. SS-Polizeiregiments in Oberitalien und zeichnet Werdegänge einzelner beteiligter Polizisten bis in die 1970er Jahre nach.
Weiterlesen ...KZ-Gedenkstätte Moringen, Lange Straße 58, Moringen
Führung zum Frauen KZ Moringen von Annegrit Berghoff
Informationen und Anmeldung: Tel. 05554/25 20, info@gedenkstaette-moringen.de
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen
Zwischen Oktober 1933 und März 1938 wurden in Moringen annähernd 1.400 Frauen inhaftiert, meist Zeuginnen Jehovas und Frauen aus dem politischen Widerstand. „Rassenschande“, „abfällige Äußerungen“ über das NS-System, eine Remigration ins Deutsche Reich und andere Gründe konnten ebenfalls zu einer Einweisung in das Frauen-KZ führen.
Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“ in der BBS II, Godehardstraße 11, Göttingen
Zwangsarbeit im Nationalsozialismus — eine Spurensuche
Ein Workshop mit Petra Zeyen (Geschichtswerkstatt Göttingen) und Roland Zeyen (Geschichtswerkstatt Duderstadt)
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen und der Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit Südniedersachsen 1939 – 1945“
Das Projekt ist für Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahre konzipiert und lässt viel Raum für selbstständiges Arbeiten.
Der Workshop ist kostenlos, um eine Spende wird gebeten.
Voranmeldung: info@zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu oder 0551/50 76 45 54
Über 12 Mio. Zivilarbeitskräfte, Konzentrationslager-Häftlinge und Kriegsgefangene aus allen besetzten Gebieten mussten im Verlauf des Zweiten Weltkriegs in Deutschland Zwangsarbeit leisten. Zwangsarbeiter*innen gehörten somit zur „Normalität" des NS-Alltags. In der Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit Südniedersachsen 1939 - 1945“ werden wir einen Einblick in dieses düstere Kapitel deutscher Vergangenheit gewinnen. Wir nähern uns in unterschiedlichen Formen dem Thema über Quellenstudium, Zeitzeug*inneninterviews und dem Erstellen einzelner Biographien.
Begegnungsstätte Löwenstein, Rote Str. 28, Göttingen
„Stimmen der 53“
Lesung aus Erinnerungen und wissenschaftlichen Werken, der 1933 von der Universität vertriebenen Professoren und Dozenten mit Hinrich Lange
Veranstaltet von Jüdisches Lehrhaus Göttingen e.V.
Es soll deutlich gemacht werden, welch großer menschlicher und wissenschaftlicher Verlust dieser forcierte Exodus angerichtet hat.
Café Kollektiv Kabale, Geismar Landstr. 19, Göttingen
Decolonizing Auschwitz? Über postkoloniale Ansätze in der Holocaustforschung
Ein Vortrag mit Steffen Klävers
Veranstaltet von der Gruppe f_act — feminist action
Hat die NS-Forschung den Kolonialismus als „Vorläufer“ und „Ideengeber“ in eurozentrischer Manier ignoriert? Muss die Singularitätsthese des Holocausts „dekolonisiert“ und in der Konsequenz zurückgewiesen werden? Diverse Autor*innen, die sich einer Art vergleichenden und postkolonialtheoretisch inspirierten Genozidforschung verschreiben, postulieren Ähnlichkeiten und Kontinuitäten zwischen europäischem Kolonialismus und deutschem Nationalsozialismus. Wie die Befürworter*nnen einer kolonialen Kontinuität argumentieren, von welchen Grundannahmen sie ausgehen und wo sie in Erklärungsnöte geraten, soll im Vortrag thematisiert werden.
Steffen Klävers hat in Göttingen Literaturwissenschaft und Philosophie studiert und im Bereich Geschichte und Antisemitismusforschung promoviert.
Altes Rathaus, Markt 9, Göttingen
Diskriminierung, Verfolgung, Ermordung. Der nationalsozialistische Genozid an den Sinti und Roma
Vortrag — Gespräch — Ausstellung
Veranstaltet vom Bündnis zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Kooperation mit dem Roma-Center Göttingen
Bis zu 500.000 Sinti und Roma wurden während des Nationalsozialismus ermordet. Auch heute noch haben Sinti und Roma mit Diskriminierung und Ausgrenzung zu kämpfen. Wir berichten über Sinti im Jugend-KZ Moringen und ihre Deportation nach Auschwitz, über Antiziganismus und Rassismus, Bürgerrechtsarbeit und die Kämpfe um Anerkennung und Bleiberecht der Gegenwart. Es sprechen u.a. Kenan Emini (Roma-Center Göttingen) und Dr. Dietmar Sedlaczek (KZ-Gedenkstätte Moringen).
Eine begleitende Ausstellung des Roma Antidiscrimination Networks (Roma-Center Göttingen) zeigt die Bleiberechtskämpfe von Roma in Deutschland und die Lage abgeschobener Roma in den Ländern Ex-Jugoslawiens.
St. Johannis, Johanniskirchhof 2, Göttingen
Konzert zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mit Friedens- und Antikriegslyrik
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. durch Chöre von und unter Leitung von Michael Krause.
Evangelisch-Reformierte Gemeinde, Untere Karspüle 1, Göttingen
„Mod Helmy — Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete“
Eine Lesung mit Igal Avidan
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. in Kooperation mit der Evangelischen Stadtakademie und der Ausstellung „Gesichter der Religionen“ der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.
Der Arzt Mod (Mohamed) Helmy wurde von den Nationalsozialisten als „Nichtarier“ diskriminiert und als Ägypter inhaftiert. Trotzdem half er jahrelang einer jüdischen Familie, sich vor der Gestapo zu verstecken. Mitten in Berlin gelang es ihm sogar mithilfe von Hitlers Intimfreund, dem Mufti von Jerusalem, eine Jüdin als Muslima in Sicherheit zu bringen. Igal Avidan fand Helmys ehemalige Patienten, besuchte seine Verstecke und zeichnet seine einzigartige Geschichte nach.
Treffpunkt: Schranke Goßlerstraße / Ecke Käte-Hamburger-Weg, Göttingen
Medizin in Göttingen im Nationalsozialismus — Zwangsarbeitende als Personal und Patienten des alten Universitätsklinikums
Ein Stadteilrundgang mit Frauke Klinge und Cornelia Krapp von der Geschichtswerkstatt Göttingen
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen
Der Rundgang über das Gelände des alten Universitätsklinikums zwischen Goßlerstraße und Humboldtallee gibt eine Einführung in die Göttinger Klinikumsgeschichte und die Entwicklung der Medizinischen Fakultät in der NS-Zeit. Themen sind außerdem: Zwangssterilisationen in der Frauenklinik, die Rolle von Hebammen in der NS-Zeit sowie Zwangsarbeiter*innen als Patient*innen und Personal im Klinikum. Zum Abschluss geht es um den (aktuellen) Umgang der Medizinischen Fakultät mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit. Der Rundgang endet im Bereich Humboldtallee.