Veranstaltungen im Januar 2018 :: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Veranstaltungen im Januar 2018

Mittwoch, 10. Januar 2018, 15.30 Uhr
Gemeindehaus St. Paulus, Wilhelm-Weber-Str. 15, Göttingen

„Nach dem Tod wird niemand über uns sprechen“
Überlebende des Holocaust im Baltikum

Ein Erzähl­café mit Hanna und Wolf Middel­mann, moderiert durch Dr. Hartmut Wolter

Veranstaltet von der Freien Alten­arbeit e.V.

Zu Gast ist das Göttinger Ehepaar Hanna (Jg. 1937, Flucht­vergangenheit) und Wolfgang Middel­mann (Jg. 1932, Erlebnisse als Hitler­junge). Sie erzählen von ihren 46 Reisen, die sie innerhalb von 20 Jahren zu den noch etwa 140 Holocaust-Über­lebenden ins Baltikum zogen. Dort bekamen sie tiefe, bewegende Einblicke in die Kriegs- und Nach­kriegs­zeit und schlossen beglückende Freund­schaften. Sie berichten, wie sie den dort lebenden Menschen in ihrer oft schwierigen politischen, wirtschaft­lichen und mensch­lichen Situation helfen. Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit den Besucher*innen.

Mittwoch, 10. Januar 2018, 19 Uhr
Café Kollektiv Kabale, Geismar Landstraße 19, Göttingen

Unbequeme Opfer? „Berufs­verbrecher“ als Häftlinge im KZ Sachsen­hausen

Ein Vortrag mit Dr. Dagmar Lieske

Veranstaltet von der OLAfA – Offene Linke Alles für Alle

Zwischen 1933 und 1945 wurden mehrere Zehn­tausend Menschen von der Kriminal­polizei zu „Berufs­verbrechern“ erklärt und in Konzentrations­lager ein­gewiesen. Nach Ende des Zweiten Welt­krieges blieben die Schicksale dieser Häftlings­gruppe nahezu unbeachtet, vielmehr sahen sich die Über­lebenden häufig mit einer zweiten Stigmati­sierung konfrontiert. Eine juristische Anerkennung als Opfer der national­sozialistischen Verfolgungs­politik bleibt bis heute ebenso aus, wie der Einbezug in die Erinnerungs- und Gedenk­kultur.

Der Vortrag gibt anhand von Fall­beispielen einen Einblick in die Verfolgung­spraxis und stellt Erklärungs­ansätze für die jahrzehnte­lange Ignoranz gegenüber dieser Facette der NS-Verbrechen vor.

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Montag, 15. Januar 2018, 19.30 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstr. 19, Göttingen

#uploading_holocaust

Eine Filmvorführung mit Vortrag und Diskussion

Veranstaltet von der Gruppe f_act — feminist action

Der Dokumentar­film #uploading_holo­caust zeigt das von israelischen Jugendl­ichen selbst­gedrehte Film­material ihrer „Reise nach Polen“, einer all­jährlichen Gedenk­stätten­fahrt in ehemalige Konzentrations­lager. Ohne das Material zu kommentieren, stellt der Film die Fragen: „Wie geht erinnern heute?“ und „Findet durch die Fahrten eine 'Retraumati­sierung' des israelischen Volkes statt? Wie kann so das Vergangene 'bewältigt' werden?“ Die auf­geworfenen Themen erinnern an Aspekte der spezifisch deutschen „Schluss­strich­debatte“ inner­halb einer höchst problemati­schen Erinnerungs­kultur, in der meist nur erinnert werden soll, um endlich zu vergessen und wieder „gut werden“ zu können.

Der Politik­wissen­schaflter und Anti­semitismus­forscher Marc Schwietring wird diesen und weiteren Fragen deutscher und israelischer Erinnerungs­kultur in einem anschließenden Vortrag nachgehen.

Donnerstag, 18. Januar 2018, 19 Uhr
Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen

Die Ordnungspolizei — ihre Verbrechen in Italien (1943 bis 1945) und an anderen Orten

Vortrag und Diskussion

Veranstaltet von NS-Familien-Geschichte: hinterfragen – erforschen – aufklären e.V.

Die Recherche der Referentin unseres Vereins begann mit einem Foto­album aus dem Krieg, ein paar Orts­namen und einigen Familien­erzählungen. In ihrem Vortrag erzählt sie davon, an welche Orte ihre Spuren­suche sie geführt hat. Anhand einiger Beispiele berichtet sie von den „Banden­bekämpfungs­aktionen“ des 15. SS-Polizei­regiments in Ober­italien und zeichnet Werde­gänge einzelner beteiligter Polizisten bis in die 1970er Jahre nach.

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Freitag, 19. Januar 2018, 15 Uhr
KZ-Gedenkstätte Moringen, Lange Straße 58, Moringen

Führung zum Frauen KZ Moringen von Annegrit Berghoff

Informationen und Anmeldung: Tel. 05554/25 20, info@gedenkstaette-moringen.de

Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen

Zwischen Oktober 1933 und März 1938 wurden in Moringen annähernd 1.400 Frauen inhaftiert, meist Zeuginnen Jehovas und Frauen aus dem politischen Wider­stand. „Rassen­schande“, „abfällige Äußerungen“ über das NS-System, eine Remigration ins Deutsche Reich und andere Gründe konnten ebenfalls zu einer Einweisung in das Frauen-KZ führen.

Samstag, 20. Januar 2018, 9 - 16 Uhr
Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangs­arbeit. Süd­nieder­sachsen 1939-1945“ in der BBS II, Godehardstraße 11, Göttingen

Zwangs­arbeit im National­sozialismus — eine Spuren­suche

Ein Workshop mit Petra Zeyen (Geschichts­werkstatt Göttingen) und Roland Zeyen (Geschichts­werkstatt Duderstadt)

Veranstaltet von der Geschichts­werkstatt Göttingen und der Dauer­ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangs­arbeit Süd­nieder­sachsen 1939 – 1945“

Das Projekt ist für Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahre konzipiert und lässt viel Raum für selbst­ständiges Arbeiten.

Der Workshop ist kostenlos, um eine Spende wird gebeten.

Voranmeldung: info@zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu oder 0551/50 76 45 54

Über 12 Mio. Zivil­arbeits­kräfte, Konzentrations­lager-Häftlinge und Kriegs­gefangene aus allen besetzten Gebieten mussten im Verlauf des Zweiten Welt­kriegs in Deutschland Zwangs­arbeit leisten. Zwangs­arbeiter*innen gehörten somit zur „Normalität" des NS-Alltags. In der Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangs­arbeit Süd­nieder­sachsen 1939 - 1945“ werden wir einen Einblick in dieses düstere Kapitel deutscher Vergangen­heit gewinnen. Wir nähern uns in unter­schied­lichen Formen dem Thema über Quellens­tudium, Zeit­zeug*innen­interviews und dem Erstellen einzelner Biographien.

Sonntag, 21. Januar 2018, 16 Uhr
Begegnungs­stätte Löwenstein, Rote Str. 28, Göttingen

„Stimmen der 53“

Lesung aus Erinnerungen und wissen­schaftlichen Werken, der 1933 von der Universität vertriebenen Professoren und Dozenten mit Hinrich Lange

Veranstaltet von Jüdisches Lehrhaus Göttingen e.V.

Es soll deutlich gemacht werden, welch großer menschlicher und wissen­schaftlicher Verlust dieser forcierte Exodus angerichtet hat.

Mittwoch, 24. Januar 2018, 19 Uhr
Café Kollektiv Kabale, Geismar Landstr. 19, Göttingen

Decolonizing Auschwitz? Über postkoloniale Ansätze in der Holocaust­forschung

Ein Vortrag mit Steffen Klävers

Veranstaltet von der Gruppe f_act — feminist action

Hat die NS-Forschung den Kolonialismus als „Vorläufer“ und „Ideengeber“ in euro­zentrischer Manier ignoriert? Muss die Singularitäts­these des Holocausts „dekolonisiert“ und in der Konsequenz zurück­gewiesen werden? Diverse Autor*innen, die sich einer Art vergleichenden und post­kolonial­theoretisch inspirierten Genozid­forschung verschreiben, postulieren Ähnlichkeiten und Kontinuitäten zwischen europäischem Kolonialismus und deutschem National­sozialismus. Wie die Befürworter*nnen einer kolonialen Kontinuität argumentieren, von welchen Grund­annahmen sie ausgehen und wo sie in Erklärungs­nöte geraten, soll im Vortrag thematisiert werden.

Steffen Klävers hat in Göttingen Literatu­rwissen­schaft und Philosophie studiert und im Bereich Geschichte und Anti­semitismus­forschung promoviert.

Samstag, 27. Januar 2018, 19.30 Uhr
Altes Rathaus, Markt 9, Göttingen

Diskriminierung, Verfolgung, Ermordung. Der national­sozialistische Genozid an den Sinti und Roma

Vortrag — Gespräch — Ausstellung

Veranstaltet vom Bündnis zum Gedenken an die Opfer des National­sozialismus in Kooperation mit dem Roma-Center Göttingen

Bis zu 500.000 Sinti und Roma wurden während des National­sozialismus ermordet. Auch heute noch haben Sinti und Roma mit Diskrimi­nierung und Aus­grenzung zu kämpfen. Wir berichten über Sinti im Jugend-KZ Moringen und ihre Deportation nach Auschwitz, über Anti­ziganismus und Rassismus, Bürger­rechts­arbeit und die Kämpfe um Anerkennung und Bleibe­recht der Gegenwart. Es sprechen u.a. Kenan Emini (Roma-Center Göttingen) und Dr. Dietmar Sedlaczek (KZ-Gedenk­stätte Moringen).

Eine begleitende Ausstellung des Roma Anti­discrimination Networks (Roma-Center Göttingen) zeigt die Bleibe­rechts­kämpfe von Roma in Deutschland und die Lage abgeschobener Roma in den Ländern Ex-Jugo­slawiens.

Sonntag, 28. Januar 2018, 17 Uhr
St. Johannis, Johanniskirchhof 2, Göttingen

Konzert zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mit Friedens- und Antikriegslyrik

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. durch Chöre von und unter Leitung von Michael Krause.

Montag, 29. Januar 2018, 18 Uhr
Evangelisch-Reformierte Gemeinde, Untere Karspüle 1, Göttingen

„Mod Helmy — Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete“

Eine Lesung mit Igal Avidan

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammen­arbeit e.V. in Kooperation mit der Evangelischen Stad­takademie und der Ausstellung „Gesichter der Religionen“ der Evangelisch-lutherischen Landes­kirche Hannovers.

Der Arzt Mod (Mohamed) Helmy wurde von den National­sozialisten als „Nichtarier“ diskriminiert und als Ägypter inhaftiert. Trotzdem half er jahrelang einer jüdischen Familie, sich vor der Gestapo zu verstecken. Mitten in Berlin gelang es ihm sogar mithilfe von Hitlers Intim­freund, dem Mufti von Jerusalem, eine Jüdin als Muslima in Sicherheit zu bringen. Igal Avidan fand Helmys ehemalige Patienten, besuchte seine Verstecke und zeichnet seine einzig­artige Geschichte nach.

Dienstag, 30. Januar 2018, 15 Uhr
Treffpunkt: Schranke Goßlerstraße / Ecke Käte-Hamburger-Weg, Göttingen

Medizin in Göttingen im National­sozialismus — Zwangsarbeitende als Personal und Patienten des alten Universitäts­klinikums

Ein Stad­teil­rundgang mit Frauke Klinge und Cornelia Krapp von der Geschichts­werkstatt Göttingen

Veranstaltet von der Geschichts­werkstatt Göttingen

Der Rundgang über das Gelände des alten Universitäts­klinikums zwischen Goßler­straße und Humbold­tallee gibt eine Einführung in die Göttinger Klinikums­geschichte und die Entwicklung der Medi­zinischen Fakultät in der NS-Zeit. Themen sind außerdem: Zwangs­sterilisationen in der Frauen­klinik, die Rolle von Hebammen in der NS-Zeit sowie Zwangs­arbeiter*innen als Patient*innen und Personal im Klinikum. Zum Abschluss geht es um den (aktuellen) Umgang der Medi­zinischen Fakultät mit ihrer national­sozialistischen Vergangen­heit. Der Rundgang endet im Bereich Humboldt­allee.