Veranstaltungen im Januar 2015 :: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Veranstaltungen im Januar 2015

Mittwoch, 7. Januar 2015, 15.30 Uhr
Göttinger Zeitzeugenprojekt, Am Goldgraben 14, Göttingen

„Trug und Schein: Ein Briefwechsel“
Begegnung mit dem Alltag im Nationalsozialismus

Moderation: Christine Hartig

Veranstaltet von der Freien Altenarbeit Göttingen

„Trug & Schein“ folgt dem Briefwechsel von Roland Nordhoff, Jg. 1907, und Hilde Laube, Jg. 1920, zwei ganz gewöhnlichen Deutschen. Beide sind evangelisch und gläubig.

Wie stehen sie zum Nationalsozialismus, zu Krieg, Literatur, Ehe, Geschlechterrollen? Ihre Briefe bieten einen zeitgenössischen Blick auf den Alltag.

Dies nutzt auch ein generationenübergreifendes Praxisprojekt des Seminars für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen und des Göttinger Zeitzeugenprojekts.

Die Briefe werden von Studierenden gelesen.

Gemeinsam möchten wir zu Themen wie Gedenken, Erinnerung, ZeitzeugInnenschaft und Geschichtsvermittlung ins Gespräch kommen.

Freitag, 9. Januar 2015, 18.00 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen

„Ignorierter Widerstand“

Podiumsdiskussion mit Kirsten Neumann und Ayşe Güleç von der Initiative „6. April“ (Kassel) und Vertreter_innen der Initiative „Keupstraße ist überall“ (Köln)

Veranstaltet von DGB und DGB-Jugend Region Südniedersachsen-Harz

Lange vor der Selbstenttarnung des NSU und seiner Mordserie haben sich die betroffenen Communities organisiert, die Anschläge als rassistische Morde skandalisiert und die Kriminalisierung der Angehörigen der Mordopfer durch die Ermittlungsbehörden kritisiert. Sie haben Widerstand geleistet, der vom Großteil der bundesdeutschen Bevölkerung ignoriert wurde. Die beiden Initiativen aus Kassel und Köln berichten von ihren Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit den NSU-Morden und dem Prozess.

Sonnabend, 17. Januar 2015, 14.30 bis 19 Uhr
Katholische Hochschulgemeinde, Kurze Str. 13, Göttingen

„Mund auf — aber wie?“

Ein Kurzworkshop zu Zivilcourage mit den ReferentInnen Margarete Boos (Prof. für Sozial- und Kommunikations­psychologie, Göttingen), Ulrich Gohlke (Kommunikations­trainer, Berlin) und Andrea Wendt (amnesty international, Göttingen)

Die Teilnahme ist kostenlos, wegen der begrenzten Zahl der Teilnehmenden wird jedoch um eine Anmeldung bis zum 31.12.2014 an bildung@amnesty-goettingen.de gebeten.

Veranstaltet von amnesty international, Gruppe 117 aus Göttingen

Rassismus und Diskriminierung als nach wie vor existierende Bestandteile alltäglicher Realität fangen nicht erst mit einem tatsächlichen Angriff auf Leib und Leben an. Sie äußern sich oftmals in subtilen Phrasen oder Parolen, Stammtischsprüchen und Pöbeleien.

Vor diesem Hintergrund sollen in einem Kurztraining Verhaltensweisen eingeübt werden, welche der Entstehung oder drohenden Eskalation von Diskriminierungen gegenüber möglichen Betroffenen entgegenwirken.

Ziel des Trainings soll es sein, den eigenen Blick für Diskriminierung im Alltag zu schärfen, um auf diese Weise für die Voraussetzungen und konkreten Möglichkeiten des Eingreifens im Alltag zu sensibilisieren und hierfür die eigenen Verhaltensmöglichkeiten zu erweitern.

Sonntag, 18. Januar 2015, 16 Uhr
Begegnungszentrum Bistro Löwenstein, Rote Straße 28, Göttingen

Tagebuch der Grete Paquin
Die Sekretärin des Nobelpreisträgers für Physik James Franck und die Ereignisse des Jahres 1933

Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus Göttingen

Wie weit ist der tiefgreifende Einschnitt der sogenannten Machtergreifung von 1933 im öffentlichen Bewusstsein in Göttingen vorhanden? Zu diesem Thema informieren die Tagebuchaufzeichnungen von Grete Paquin, Sekretärin von James Franck.

Dienstag, 20. Januar 2015, 19.30 Uhr
Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7, Göttingen

Beispiele von Verfolgung, Widerstand und Resistenz in Göttingen in der Konsolidierungsphase des Regimes

Ein Vortrag von Dr. Rainer Driever, Göttingen

Eine Veranstaltung der Geschichtswerkstatt Göttingen in Kooperation mit dem Buchladen Rote Straße

Im Frühjahr 1933 wurden aus politischen Gegnern der Nationalsozialisten deren erste Opfer, die mit einer Welle von Schutzhaft überzogen wurden. Inwieweit bestanden noch Handlungsmöglichkeiten für die meist linksgerichteten Schutzhäftlinge? Der Vortrag wird anhand von Beispielen auf Möglichkeiten und Grenzen des Widerstandes in Göttingen in der Frühphase des Regimes eingehen und dabei die dafür zentralen Personen und Gruppierungen in den Blick nehmen.

Donnerstag, 22. Januar 2015, 19.30 Uhr
Apex, Burgstr. 46, Göttingen

Das Massaker auf dem Peršmanhof am 25. April 1945
Dokumentation eines Kriegsverbrechens in Südkärnten

Buchpräsentation „Peršman“ mit der Museumspädagogin Gudrun Blohberger und der Zeithistorikerin Lisa Rettl

Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen mit dem Wallstein Verlag

Seit 1943 wurden junge Kärntner Slowenen aus dem Raum Bad Eisenkappel in das Jugendkonzentrationslager Moringen deportiert. Sie standen im Verdacht, den Partisanenwiderstand in Südkärnten unterstützt zu haben. Der Peršmanhof als zentraler Stützpunkt der Widerstandsbewegung wurde am 25. April 1945 zum Schauplatz eines der letzten NS-Verbrechen. Eine Gruppe von Angehörigen des SS- und Polizeiregiments 13 ermordete die dort lebende Familie. Jahrzehntelang blieb das Verbrechen ein Tabu. Der Hof als Erinnerungsort — heute eine der wichtigsten Erinnerungsstätten an den NS-Terror in Kärnten — avancierte in den Nachkriegsjahrzehnten vor allem zu einem Spielball politischer Interessen im Minderheitenkonflikt zwischen deutschsprechender Mehrheit und slowenischer Minderheit.

Sonnabend, 24. Januar 2015, 11.30 Uhr
St. Johanniskriche, anschließend Gemeindesaal St. Johannis, Johanniskirchhof 2, Göttingen

Vernissage der Ausstellung „Autogramme des Krieges“ des Künstlers Gennady Dobrov (Russland)

Anwesend ist Ludmila Dobrova, Witwe des Künstlers (Moskau)

Veranstaltet vom DGB, der DGB-Jugend Südniedersachsen, der Projektwerkstatt „Spurensuche“ auf dem Hohen Hagen und der Kirchengemeinde St. Johannis Göttingen, in Kooperation mit dem Kunstladen Floh-art und dem Verein Internationale Gärten e.V.

Das Werk des russischen Künstlers Gennady Dobrov ist vielfältig. Und doch werden die charismatischen Portraits und eindringlichen Arrangements vom Leiden der Menschen, von ihrem Schmerz, ihrer Verzweiflung, ihrer Trauer infolge von Krieg und Vernichtung bestimmt. Zum zweiten Mal werden nun in Göttingen die Werke Dobrovs ausgestellt. Erst spät fand sein Werk im Zuge der Perestroika Anerkennung und internationale Würdigung. Die Ausstellung eröffnen wird die Witwe des Künstlers, mit Einblicken in das Leben Gennady Dobrovs sowie den gesellschaftlichen und politischen Zusammen­hängen, vor denen die eindringlichen Zeichnungen entstanden.

Sonnabend, 24. Januar 2015 bis Sonntag, 8. Februar 2015
St. Johanniskirche, Johanniskirchhof 2, Göttingen

Ausstellung „Autogramme des Krieges“ des Künstlers Gennady Dobrov (Russland)

Öffnungszeiten:
Mo. bis Sa. 11 bis 13 Uhr
So. nach dem Gottesdienst ca. 11 bis 13 Uhr

Führung für angemeldete Gruppen und Schulklassen auf Anfrage (DGB Tel. 0551-44097)

Veranstaltet vom DGB, der DGB-Jugend Südniedersachsen, der Projektwerkstatt „Spurensuche“ auf dem Hohen Hagen und der Kirchengemeinde St. Johannis Göttingen, in Kooperation mit dem Kunstladen Floh-art und dem Verein Internationale Gärten e.V.

Bilder, die niemand gerne sehen will. Bilder des Krieges. Autogramme. Lebens­geschichten, beschädigtes Leben. Verletzungen und Verstümmelungen, die das Leben verändern. Leidens­geschichten. Der russische Künstler Gennady Dobrov (1937 bis 2011) nimmt die zivilen Opfer des Krieges in den Blick, hält das Leiden dieser Menschen, ihren Schmerz, ihre Verzweiflung, ihre Trauer im Bild fest, zeigt schonungslos die Grausam­keiten des Krieges, ein leidenschaftlicher Protest gegen Krieg und Gewalt.

Montag, 26. Januar 2015, 20 Uhr
Kino Lumière, Geismarlandstr. 19, Göttingen

Von Idar-Oberstein ins KZ Moringen
Helmut Becker — Kindheit und Jugend in der NS-Zeit

Uraufführung in Anwesenheit der Filmemacherin Susanne Schmidt. Anschließend besteht Gelegenheit zu einem Zeitzeugengespräch mit Helmut Becker

Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen

Der 1926 in Idar-Oberstein geborene Helmut Becker war ein begeisterter Sportler. Nach einer im Januar 1943 gewonnen Skilaufmeisterschaft wurde ihm angeboten als Ausbilder zu arbeiten. Er sagte zu. Sein Lehrbetrieb wertete dies als unerlaubtes Entfernen vom Arbeitsplatz. Er wurde verhaftet, ins Gefängnis gesperrt und im KZ-Sachsenhausen inhaftiert. Von dort wurde er ins Jugend-KZ Moringen verlegt. Er litt Hunger und musste Zwangsarbeit leisten. Im August 1943 wurde Helmut Becker in ein Strafbataillon „entlassen“. Bei der Landung der Alliierten in der Normandie geriet er in Kriegs­gefangen­schaft. Erst im Sommer 1946 kehrte er nach Deutschland zurück. Bis 1971 lebte er mit seiner Familie in Kanada und den USA. Seit vielen Jahren nimmt er an den Treffen der Moringer Lagergemeinschaft teil und trifft sich mit Jugendlichen, um über seine Jugend im Nationalsozialismus zu sprechen.

Dienstag, 27. Januar 2015, 19.30 Uhr
Paulinerkirche, Papendiek 14, Göttingen

„Meine Vergangenheit ist schrecklich und sie bringt Dir nichts.“

Lesung und Gespräch mit der Autorin Lizzie Doron (Tel Aviv)
Eine Veranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz

Veranstaltet vom Bündnis „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus — 27. Januar“ und der OLAfA mit freundlicher Unterstützung des Lehrstuhls für qualitative Methoden, Prof. Gabriele Rosenthal (Universität Göttingen)

„Du wurdest für die Zukunft geboren, Du musst Neues lernen. Meine Vergangenheit ist schrecklich und sie bringt Dir nichts. Sie hat nichts mit Dir zu tun.“ Mit diesen Worten ihrer Mutter wächst Lizzie Doron, geboren 1953, in einem Stadtteil von Tel Aviv auf, wo sich Shoah-Überlebende aus allen Teilen Europas angesiedelt haben. Ihre Mutter Helena kommt 1949 als einzige Überlebende ihrer Familie nach Israel: „Sie hatte beschlossen, mir nichts zu erzählen, und dabei blieb es.“ Erst viel später, als die Mutter nicht mehr lebt und Lizzie Dorons eigene Tochter nach ihrer Familiengeschichte fragt, wird ihr bewusst, dass sie nichts zu erzählen hat. Aus eigenen Erinnerungsfetzen an Kindheitserlebnisse und Erzählungen anderer verfasst sie zunächst Kurzgeschichten, später Romane. Darin gibt Lizzie Doron jenen eine Stimme, die sie selbst nicht erheben. Sie schreibt über Menschen, die die Shoah überlebten und nun zu leben versuchen. Gleichzeitig spricht sie auch für jene, die als zweite Generation das Schweigen ihrer Eltern nicht verstehen.

Lizzie Doron wird an diesem Abend aus ihren Büchern lesen. Wir sprechen mit ihr über die Geschichte der Überlebenden, deren Schweigen und die Tradierung ihrer Traumata. Wir sprechen über die Erinnerung an die Shoah, wenn die letzten Überlebenden gestorben sein werden.

Freitag, 30. Januar 2015, 15 Uhr
Treffpunkt: Platz zwischen dem Johanniskirchhof und der Stadtbibliothek – Ecke Paulinerstraße/ Gotmarstraße 8, Göttingen

Widerstand, Resistenz und Verfolgung in Göttingen — Ein Stadtrundgang

Dauer: ca. 1,5 Std

Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen und der Geschichtswerkstatt Duderstadt

Der Stadtrundgang führt zurück in die Zeit des Nationalsozialismus in Göttingen. Sozialdemokraten, Gewerkschafter, KPD und andere linksgerichtete Kräfte waren erklärte Ziele der Verfolgung durch das neue Regime. Wir zeigen Orte dieser ersten Repressionswelle ab Frühjahr 1933 und gehen anhand der Geschichten ausgewählter Akteure auf antifaschistischen Widerstand und Resistenz in Göttingen ein. Zudem werden Streiflichter die Schicksale ausländischer Zwangsarbeitender in Göttingen beleuchten.