Veranstaltungen im Januar 2012
Freie Altenarbeit, Am Goldgraben 14, Göttingen
Die Zeugen Jehovas und ihre Verfolgung im Nationalsozialismus
Erzählcafé mit Renate Bekheet, geb. 1931, und Roland Müller (Journalist)
Veranstaltet von der Freien Altenarbeit Göttingen
Weil sie nicht ‚Heil Hitler’ sagten und den Kriegsdienst ablehnten, wurden die Zeugen Jehovas schon 1933 von den Nazis verfolgt und in den neu errichteten Konzentrationslagern inhaftiert. Der Vater unserer Zeitzeugin Renate Bekheet, die 1931 geboren wurde, kam als „Bibelforscher“ zunächst ins Gefängnis und wurde dann 1936 in das KZ Buchenwald gebracht. Ihre Mutter verbrachte zwei Jahre im Zuchthaus und kam ohne Prozess 1939 in das Frauen-KZ Ravensbrück. Renate Bekheets Eltern überlebten, aber die Unterdrückung hörte für die Familie nicht auf. Zusammen mit dem freien Journalisten Roland Müller wirft Frau Bekheet einen Blick auf den Leidensweg dieser viel zu selten wahrgenommenen Opfergruppe des NS-Regimes.
Moderation: Regina Meyer
Café Kollektiv Kabale, Geismarlandstraße 19, Göttingen
„Paragraph 175“
Filmvorführung und Diskussion
Veranstaltet von der queer-feministischen Gruppe FemKo
Auf Grund des homosexuellenfeindlichen § 175 wurden zwischen 1933 und 1945 etwa 100.000 Menschen verurteilt, in der Mehrzahl zu Gefängnis- oder Zuchthaushaft. Von den 10.000 bis 15.000 in Konzentrationslagern Inhaftierten überlebten 4.000 bis Kriegsende. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus gab es weder eine Rehabilitation der Opfer noch eine Verfolgung der Täter. In der Bundesrepublik wurde der § 175 bis 1969 in seiner nationalsozialistischen Fassung beibehalten. Der Dokumentarfilm erzählt die Lebensgeschichten von mehreren Männern und Frauen, die von den Nazis wegen ihrer Homosexualität verfolgt wurden. Der Film beleuchtet damit ein Thema, das lange ein „dröhnendes Schweigen“ (Nancy Wagenkecht) umgab.
Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7, Göttingen
Die Dynamik des Tötens.
Vortrag und Buchvorstellung mit der Soziologin Michaela Christ (Berlin)
Veranstaltet von der OLAfA (Offene Linke – Alles für Alle) in Kooperation mit dem Buchladen Rote Straße
Bis zum Frühjahr 1942 wurden etwa 300.000 jüdische Frauen, Kinder und Männer am Rand ukrainischer Städte und Dörfer getötet und in Gruben verscharrt. Die Täter, Einsatzgruppen und Polizeibataillone, brachten nichts mit als ihre Waffen. An jedem Ort, den sie in mörderischer Absicht heimsuchten, schufen sie die für den Massenmord notwendigen Räume, fanden und erzwangen sie die erforderlichen Hilfskräfte und Hilfsmittel. Mit Blick auf alle Beteiligten – Täter, Opfer, Zuarbeiter, Zuschauer und Helfer – schildert Michaela Christ in ihrem neu erschienenen Buch „Die Dynamik des Tötens“ die Dynamiken massenhafter Gewalt am Beispiel der ukrainischen Stadt Berditschew.
KZ-Gedenkstätte Moringen, Lange Straße 58, Moringen
Führung zum Jugend-KZ Moringen
Mit Hans Helms, pädagogischer Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Moringen
Nähere Informationen und Anmeldung: 05554/2520, info@gedenkstaette-moringen.de
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen
Die Häftlinge des Jugend-KZ Moringen waren SS-Terror, Hunger und Zwangsarbeit ausgesetzt. Ab 1941 war das Jugend-KZ Experimentierfeld innerhalb der NS-Rassenpolitik. Unter Leitung von Dr. Robert Ritter versuchten sogenannte Kriminalbiologen, ihre These, wonach Kriminalität und „Asozialität“ erblich bedingt seien, mit pseudowissenschaftlichen Untersuchungen an den Häftlingen zu belegen.
Theater im OP (ThOP), Käte-Hamburger-Weg 3, Göttingen
„Schlachter-Tango“
Theateraufführung von und mit Michael Grunert mit anschließendem Gespräch
Veranstaltung von der queer-feministischen Gruppe FemKo in Kooperation mit der queeren Hochschulgruppe – homo, bi, trans*, inter und queer an der Universität Göttingen, sowie dem ThOPGefördert durch den VNB – Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen, das Schwule Forum Niedersachen und das Land Niedersachsen
Der Bielefelder Ludwig M. wird 1936 wegen Homosexualität von der Gestapo verhaftet. Als Jude überlebt er Buchenwald und Auschwitz. Nach dem Krieg muss er um die Anerkennung seiner Verfolgung als Jude kämpfen. In den 50er Jahren, am Rande der Legalität, eröffnet er das erste Schwulenlokal in Hannover. Vor zehn Jahren las der Schauspieler Michael Grunert einen Artikel über Ludwig M. - seitdem ließ ihn dessen Biografie nicht mehr los. In seinem Solo-
Stück zeichnet er die Lebensgeschichte eines Mannes nach, der sich seine Identität und Menschenwürde nicht nehmen ließ. Nach der Aufführung besteht die Möglichkeit zu einem Gespräch mit dem Schauspieler.
Konzept und Spiel: Michael Grunert
Regie: Indira Heidemann, Michael Grunert
Dramaturgie und Text: Sebastian Zarzuzki
Tagesfahrt nach Berlin und Besuch bei Inge Deutschkron
Geplanter Ablauf der Exkursion:
Treffen ca. 8 Uhr am Göttinger Bahnhof
11 Uhr Treffen mit Inge Deutschkron
13 Uhr Führung sowie Gespräche in und um Berlin-Mitte
ca. 21 Uhr Rückankunft in Göttingen
Anmeldung bis zum 15. Januar 2012 und zusätzliche Informationen unter Telefon 05594/1206
Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus
Die Journalistin und Autorin Inge Deutschkron, geboren 1922, überlebte die Shoah, weil sie von 1943 bis 1945 zusammen mit ihrer Mutter von nicht-jüdischen Freunden versteckt wurde. Zuvor hatte sie zwei Jahre lang in der Blindenwerkstatt Otto Weidt in Berlin gearbeitet und war damit vor einer Deportation in die nationalsozialistischen Vernichtungslager bewahrt worden. Unter dem Titel „Ich trug den gelben Stern“ veröffentlichte Inge Deutschkron 1992 ihre Autobiografie.
Aula am Waldweg, Waldweg 26, Göttingen
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Marianne und Petra Rosenberg erinnern an die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma – Konzert und Lesung
Auf Wunsch der Mitwirkenden ist der Eintritt kostenlos.
Kartenreservierungen sind dennoch erforderlich:
E-Mail an 27.Januar@web.de oder beim DGB Südniedersachsen-Harz, Telefon 0551/44097
Veranstaltet vom Bündnis „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – 27. Januar“ in Kooperation mit dem Methodenzentrum Sozialwissenschaften, Universität Göttingen
Marianne Rosenberg, eine der bekanntesten deutschen Sängerinnen, stammt aus einer Familie deutscher Sinti, die im Nationalsozialismus verfolgt wurde. Zusammen mit ihrer Schwester Petra Rosenberg, Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, und dem Gitarristen Ferenc Snétberger erinnert sie an den NS-Völkermord, dem mehr als 500.000 Sinti und Roma zum Opfer fielen – und daran, dass der Alltag vieler Sinti und Roma in Deutschland auch heute noch von Ausgrenzungserfahrungen geprägt ist. Petra Rosenberg liest aus den Erinnerungen ihres Vaters Otto Rosenberg, der die nationalsozialistischen Konzentrationslager als einziger von elf Geschwistern überlebt hat. Die Dramaturgie seiner Erinnerungen greift auf die orale Erzähltradition der Sinti und Roma zurück. Marianne Rosenberg liest aus ihrer Autobiographie „Kokolores“. Ferenc Snétberger spielt Gitarrenimprovisationen aus seinem Werk „Themes for my people” und begleitet Marianne Rosenberg bei themenbezogenen Chansons.
Treffpunkt: Am Marktplatz (Gänseliesel), Göttingen
Von der Konditorei zur Messtechnik
Stadtrundgang zur NS-Zwangsarbeit in Göttingen
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich; die Teilnahme ist kostenlos.
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen und der Geschichtswerkstadt Duderstadt
Zwangsarbeitende waren in fast jedem denkbaren Wirtschaftsbereich tätig, von Gaststätten und Hotels über die Mühle bis hin zum Krankenhaus und zur Munitionsfabrik, beim Friseur und beim Bäcker, als Molkereiwagenfahrer und bei der Müllabfuhr, in kirchlichen Einrichtungen, Kommunen und Privathaushalten. Sie prägten das tägliche Bild in der Stadt Göttingen. Ohne sie wäre die deutsche Wirtschaft zusammengebrochen. Viele deutsche Betriebe haben von dem Einsatz ausländischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wirtschaftlich profitiert. Der Rundgang führt durch die Göttinger Innenstadt und endet am Bahnhof.
Über die folgenden Bereiche wird es Informationen geben: Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im Göttinger Alltag, Göttinger Kleinbetriebe: Konditorei, Bäckereien, Hotels etc., Unterkünfte und Lager für Zwangsarbeitende, Eisenbahnbetriebe, Messtechnik.