Veranstaltungen im Januar 2012 :: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Veranstaltungen im Januar 2012

Mittwoch, 4. Januar 2012, 15.30 Uhr
Freie Altenarbeit, Am Goldgraben 14, Göttingen

Die Zeugen Jehovas und ihre Verfolgung im Nationalsozialismus

Erzählcafé mit Renate Bekheet, geb. 1931, und Roland Müller (Journalist)

Veranstaltet von der Freien Alten­arbeit Göttingen

Weil sie nicht ‚Heil Hitler’ sagten und den Kriegsdienst ablehnten, wurden die Zeugen Jehovas schon 1933 von den Nazis verfolgt und in den neu errichteten Konzentrations­lagern inhaftiert. Der Vater unserer Zeit­zeugin Renate Bekheet, die 1931 geboren wurde, kam als „Bibelforscher“ zunächst ins Gefängnis und wurde dann 1936 in das KZ Buchenwald gebracht. Ihre Mutter ver­brachte zwei Jahre im Zuchthaus und kam ohne Prozess 1939 in das Frauen-KZ Ravens­brück. Renate Bekheets Eltern überlebten, aber die Unterdrückung hörte für die Familie nicht auf. Zusammen mit dem freien Journalisten Roland Müller wirft Frau Bekheet einen Blick auf den Leidensweg dieser viel zu selten wahrgenommenen Opfergruppe des NS-Regimes.

Moderation: Regina Meyer

Montag, 9. Januar 2012, 19 Uhr
Café Kollektiv Kabale, Geismarlandstraße 19, Göttingen

„Paragraph 175“

Filmvorführung und Diskussion

Veranstaltet von der queer-feministischen Gruppe FemKo

Auf Grund des homosexuellenfeindlichen § 175 wurden zwischen 1933 und 1945 etwa 100.000 Menschen verurteilt, in der Mehrzahl zu Gefängnis- oder Zuchthaushaft. Von den 10.000 bis 15.000 in Konzentra­tionslagern Inhaftierten überlebten 4.000 bis Kriegsende. Nach der Befreiung vom National­sozialismus gab es weder eine Rehabilitation der Opfer noch eine Ver­folgung der Täter. In der Bundesrepublik wurde der § 175 bis 1969 in seiner national­sozialistischen Fassung beibehalten. Der Dokumentarfilm erzählt die Lebens­geschich­ten von mehreren Männern und Frauen, die von den Nazis wegen ihrer Homosexualität verfolgt wurden. Der Film beleuchtet damit ein Thema, das lange ein „dröhnendes Schweigen“ (Nancy Wagenkecht) umgab.

Donnerstag, 12. Januar 2012, 19.30 Uhr
Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7, Göttingen

Die Dynamik des Tötens.

Vortrag und Buchvorstellung mit der Soziologin Michaela Christ (Berlin)

Veranstaltet von der OLAfA (Offene Linke – Alles für Alle) in Kooperation mit dem Buchladen Rote Straße

Bis zum Frühjahr 1942 wurden etwa 300.000 jüdische Frauen, Kinder und Männer am Rand ukrainischer Städte und Dörfer getötet und in Gruben verscharrt. Die Täter, Einsatz­gruppen und Polizeibataillone, brachten nichts mit als ihre Waffen. An jedem Ort, den sie in mörderischer Absicht heimsuchten, schufen sie die für den Massenmord not­wendigen Räume, fanden und erzwangen sie die erforderlichen Hilfskräfte und Hilfs­mittel. Mit Blick auf alle Beteiligten – Täter, Opfer, Zuarbeiter, Zuschauer und Helfer – schildert Michaela Christ in ihrem neu er­schie­nenen Buch „Die Dynamik des Tötens“ die Dynamiken massenhafter Gewalt am Beispiel der ukrainischen Stadt Berditschew.

Samstag, 14. Januar 2012, 14.30 Uhr
KZ-Gedenkstätte Moringen, Lange Straße 58, Moringen

Führung zum Jugend-KZ Moringen

Mit Hans Helms, pädagogischer Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Moringen

Nähere Informationen und An­mel­dung: 05554/2520, info@gedenkstaette-moringen.de

Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen

Die Häftlinge des Jugend-KZ Moringen waren SS-Terror, Hunger und Zwangsarbeit ausgesetzt. Ab 1941 war das Jugend-KZ Experimentierfeld innerhalb der NS-Rassen­politik. Unter Leitung von Dr. Robert Ritter versuchten sogenannte Kriminalbiologen, ihre These, wonach Kriminalität und „Asozialität“ erblich bedingt seien, mit pseudowissenschaftlichen Untersuchungen an den Häftlingen zu belegen.

Sonntag, 15. Januar 2012,18 Uhr
Theater im OP (ThOP), Käte-Hamburger-Weg 3, Göttingen

„Schlachter-Tango“

Theateraufführung von und mit Michael Grunert mit anschließendem Gespräch

Veranstaltung von der queer-feministischen Gruppe FemKo in Kooperation mit der queeren Hochschulgruppe – homo, bi, trans*, inter und queer an der Universität Göttingen, sowie dem ThOP

Gefördert durch den VNB – Verein Niedersächsischer Bildungs­initiati­ven, das Schwule Forum Nieder­sachen und das Land Niedersachsen

Der Bielefelder Ludwig M. wird 1936 wegen Homosexualität von der Gestapo verhaftet. Als Jude überlebt er Buchenwald und Auschwitz. Nach dem Krieg muss er um die Anerkennung seiner Verfolgung als Jude kämpfen. In den 50er Jahren, am Rande der Legalität, eröffnet er das erste Schwulen­lokal in Hannover. Vor zehn Jahren las der Schauspieler Michael Grunert einen Artikel über Ludwig M. - seitdem ließ ihn dessen Biografie nicht mehr los. In seinem Solo-
Stück zeichnet er die Lebensgeschichte eines Mannes nach, der sich seine Identität und Menschenwürde nicht nehmen ließ. Nach der Aufführung besteht die Möglichkeit zu einem Gespräch mit dem Schauspieler.

Konzept und Spiel: Michael Grunert
Regie: Indira Heidemann, Michael Grunert
Dramaturgie und Text: Sebastian Zarzuzki

Samstag, 21. Januar 2012
Tagesfahrt nach Berlin und Besuch bei Inge Deutschkron

Geplanter Ablauf der Exkursion:
Treffen ca. 8 Uhr am Göttinger Bahn­hof
11 Uhr Treffen mit Inge Deutschkron
13 Uhr Führung sowie Gespräche in und um Berlin-Mitte
ca. 21 Uhr Rückankunft in Göttingen

Anmeldung bis zum 15. Januar 2012 und zusätzliche Informationen unter Telefon 05594/1206

Veranstaltet vom Jüdischen Lehr­haus

Die Journalistin und Autorin Inge Deutsch­kron, geboren 1922, überlebte die Shoah, weil sie von 1943 bis 1945 zusammen mit ihrer Mutter von nicht-jüdischen Freunden versteckt wurde. Zuvor hatte sie zwei Jahre lang in der Blindenwerkstatt Otto Weidt in Berlin gearbeitet und war damit vor einer Deportation in die nationalsozialistischen Vernichtungslager bewahrt worden. Unter dem Titel „Ich trug den gelben Stern“ ver­öffentlichte Inge Deutschkron 1992 ihre Autobiografie.

Freitag, 27. Januar 2012, 20 Uhr
Aula am Waldweg, Waldweg 26, Göttingen

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Marianne und Petra Rosenberg erinnern an die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma – Konzert und Lesung

Auf Wunsch der Mitwirkenden ist der Eintritt kostenlos.
Kartenreservierungen sind dennoch erforderlich:
E-Mail an 27.Januar@web.de oder beim DGB Süd­niedersachsen-Harz, Telefon 0551/44097

Veranstaltet vom Bündnis „Geden­ken an die Opfer des National­sozialismus – 27. Januar“ in Ko­opera­tion mit dem Methodenzentrum Sozialwissenschaften, Universität Göttingen

Marianne Rosenberg, eine der bekanntesten deutschen Sängerinnen, stammt aus einer Familie deutscher Sinti, die im National­sozialismus verfolgt wurde. Zusammen mit ihrer Schwester Petra Rosenberg, Vor­sitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, und dem Gitarr­isten Ferenc Snétberger erinnert sie an den NS-Völkermord, dem mehr als 500.000 Sinti und Roma zum Opfer fielen – und daran, dass der Alltag vieler Sinti und Roma in Deutschland auch heute noch von Ausgrenz­ungs­erfahrungen geprägt ist. Petra Rosen­berg liest aus den Erinnerungen ihres Vaters Otto Rosenberg, der die national­sozialist­ischen Konzentrationslager als einziger von elf Geschwistern überlebt hat. Die Drama­turgie seiner Erinnerungen greift auf die orale Erzähltradition der Sinti und Roma zurück. Marianne Rosenberg liest aus ihrer Autobiographie „Kokolores“. Ferenc Snét­berger spielt Gitarrenimprovisationen aus seinem Werk „Themes for my people” und begleitet Marianne Rosenberg bei themenbezogenen Chansons.

Montag, 30. Januar 2012, 15:30 Uhr
Treffpunkt: Am Marktplatz (Gänseliesel), Göttingen

Von der Konditorei zur Messtechnik

Stadtrundgang zur NS-Zwangsarbeit in Göttingen
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich; die Teilnahme ist kostenlos.

Veranstaltet von der Geschichts­werkstatt Göttingen und der Geschichts­werkstadt Duderstadt

Zwangsarbeitende waren in fast jedem denkbaren Wirtschaftsbereich tätig, von Gaststätten und Hotels über die Mühle bis hin zum Krankenhaus und zur Munitions­fabrik, beim Friseur und beim Bäcker, als Molkereiwagenfahrer und bei der Müllabfuhr, in kirchlichen Einrichtungen, Kommunen und Privathaushalten. Sie prägten das tägliche Bild in der Stadt Göttingen. Ohne sie wäre die deutsche Wirtschaft zusammen­gebrochen. Viele deutsche Betriebe haben von dem Einsatz ausländischer Zwangs­arbeiterinnen und Zwangsarbeiter wirt­schaft­lich profitiert. Der Rundgang führt durch die Göttinger Innenstadt und endet am Bahnhof.
Über die folgenden Bereiche wird es Informationen geben: Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im Göttinger Alltag, Göttinger Kleinbetriebe: Konditorei, Bäckereien, Hotels etc., Unterkünfte und Lager für Zwangsarbeitende, Eisenbahn­betriebe, Messtechnik.